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Nick Cave? Klar, auch schon gehört. Der hat doch da diese schaurig-schöne Ballade mit Kylie Minogue gemacht.  Stimmt – aber das ist nur eine kleine Facette eines grossartigen Künstlers, der seine Vielseitigkeit zusammen mit seiner Band The Bad Seeds am Sonntag im Hallenstadion (Clubversion) unter Beweis stellte.

Beim ersten Song war Nick Cave noch sehr scheu. Bewegte sich kaum und schon gar nicht auf der Bühne hin und her. Ob es daran lag, dass nur bei diesem einen Song fotografiert werden durfte und dann auch noch nur von der Seite? Man möchte es fast vermuten, denn schon beim zweiten Song stand er quasi in der ersten Reihe (auf einem Steg, der parallel zur Bühne die vordersten Zuschauer vom Graben trennte) und gab alles. Das sollte sich zwei Stunden lang nicht ändern. 

Vor einem Song sagte er zum Publikum, es dürfe gerne mitsingen, das ergebe so einen „communal effect“. Wahrscheinlich meinte er die an einen Gottesdienst erinnernde Stimmung, die „In My Arms“ erzeugt.  Sie kam aber nur zögerlich zustande. Überhaupt brauchten die Leute ziemlich lange, bis sie sich an Cave und seine krassen Wechsel gewöhnt hatten. Für ihn ist es kein Problem, vom Flüstern ins Schreien überzugehen. Nicht wenige erschreckten bei seinen Ausbrüchen. Doch nach und nach waren alle in seinen Bann gezogen.  Zum Beispiel bei „The Ship Song“, was für ein wunderbares Stück. Man merkt aber, dass es schon älter ist, die Emotionen dazu sind wohl nicht mehr aktuell Ganz anders bei „I Need You“ vom aktuellen Album „Skeleton Tree“. Der Schmerz über den Verlust seines Sohnes, der im Drogenrausch über eine Klippe stürzte, prägt das Album. Und auch im Hallenstadion ist er spürbar, die Narbe ist noch frisch. 

Dann wieder ein Klassiker: „Red Right Hand“, auch bekannt aus Filmen wie „Scream“ oder „Hellboy“. Hier kommt deutlich zum Ausdruck, wie grossartig die ganze Band ist, nicht nur ihr Kopf. The Bad Seeds sind eine Gruppe von tollen Musikern. Ob leise oder laut, alles ist auf den Punkt gespielt. Alle auf der Bühne haben diesen Wechsel zwischen ganz fein und ohrenbetäubend hervorragend im Griff. Es ist eine Show, die ganz von der Kraft der Musik lebt. Da sind keine Special Effects, ausser Sängerin Elsa, die bei „Distant Sky“ auf dem Bildschirm erscheint. Aber sonst ist alles echt. Der beim ersten Song noch so unnahbare Nick Cave geht auf Tuchfühlung, lässt sich anfassen, singt „The Weeping Song“ mitten im Publikum und holt bei der Zugabe sogar noch eine ganze Menge Zuschauer auf die Bühne, so dass er kaum mehr zu sehen ist. Eine Zugabe übrigens, die richtiggehend erbettelt wurde, der Applaus und das Johlen wollte nicht abreissen. Und das völlig zu Recht. Es ist zwar noch nicht Silvester, aber hey: Das war das Konzert des Jahres!

 

Text und Bilder: Leandra Jordi

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Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
Nick Cave & The Bad Seeds im Hallenstadion (12.11.17)
 

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