Der legendäre Frank Zappa wurde durch seinen Sohn Dweezil Zappa & Band am Stimmen Festival gewürdigt und was spielte das Wort „Schwein“ für eine Rolle?!?

Nach ein paar einleitenden Worte durch Stimmen Festival-Leiter Markus Muffler am Samstag, 28.07.2018, um kurz nach 20:00 Uhr warteten etwa 1800 Musikliebhaber gespannt auf den Auftritt von Dweezil Zappa & Band. Zappa war bereits vor zwei Jahren im Burghof und hinterliess einen sehr guten Eindruck beim damaligen Publikum. Dies spürte man auch in den Worten vom Festivaldirektor. Es lag Ihm viel an diesem Auftritt auf dem Marktplatz Lörrach und er war zu Recht stolz. Es war bezüglich Temperatur der angenehmste aller Konzertabende auf dem Marktplatz. Dies nur so am Rande.

Für mich als Newbie in Bezug auf Konzerte von Dweezil Zappa war überraschend keine erste Band verzeichnet, sondern der Abend wurde alleine durch einen Act gestaltet. Mit zunehmender Konzertdauer war mir klar weshalb. Ich erlebte noch nie ein solch breitgefächertes Konzert in Sachen Stil-Mix – Blues, Funk, Jazz, Latino, Rock, Soul. Auch das Entertainment kam nicht zu kurz. So wurde auf eine lustige Art und Weise die Band-Mitglieder vorgestellt und vermutlich aus vergangenen Konzerten der Band in Deutschland war das Wort „Schwein“ öfters zu hören. Auch andere typisch deutsche Ausdrücke kamen übers Mikro, aber bereiteten bei weitem nicht so viel Spass wie das genannte Tier. Man spürte gleich, dass eine top abgestimmte Band am Werk war und Spielfreude regelrecht zelebriert wurde! Trotz viel Spass blieb das Spiel präzis. Diese Band ehrte wahrlich den grossen Meister Frank Zappa. Es war eine Freude Dweezil Zappa (Git) und seinen ebenso hochkarätigen Mitmusikern Scheila Gonzalez (Keys, Vox, Sax, Mundharmonika), Cian Coey (Vox), Kurt Morgan (Bass), Adam Minkoff (Git, Keys, Vox, Percussion), Ryan Brown (Drums) und Chris Norton (Keys) zuzusehen. Obwohl die Lieder von Frank Zappa sehr komplex strukturiert sind, schaffte es die Band sie mit einem Lächeln im Gesicht umzusetzen. Mit der Mimik übertrieb es einzig Bassist Morgan. Wie der Typ sein Gesicht beim Spiel verziehen konnte mit und ohne Plektrum im Mund war sensationell. Dieses Konzert war alles andere als langweilig und obwohl die Songs teils 50 Jahre auf dem Buckel haben, verlieh ihnen die Band einen zeitgemässen Anstrich. Am Beispiel von Dog Breath / Dog Meat wurde ein Rock’N’Roll-Stempel aufgesetzt. Dies sehr zur Freude des Publikums, das aus einem Mix aus Alt und Jung bestand – Zappa ist zeitlos und war so innovativ, dass er wohl seiner Zeit voraus war.

Dweezil Zappa hält die Position in der Bühnenmitte, aber trotz seiner enormen Fingerfertigkeit an der Gitarre und seines Namens steht die Band an sich im Mittelpunkt. Dies bemerkte man auch an der gut ausgeleuchteten Bühne. Einige Fachjournalisten bescheinigen Dweezil Zappa der bessere Gitarrist als sein Vater zu sein. Egal, er übertreibt es nicht mit den hochstehenden Soli, obwohl er sie nur selten mit ernster Miene spielt. Jedes Bandmitglied konnte sich an diesem Abend auszeichnen. Von „Sonnenschein“ Scheila Gonzalez ist man die Multi-Instrumentalistin gewohnt in der Band, aber dass Zappa nun mit Adam Minkoff eine zweite solch begabte Person in der Band von Koryphäen hat, bringt noch mehr Flexibilität rein. Ich konnte mich kaum halten vor Lachen als Minkoff in ungewohnt hoher Stimmlage in bester Bee Gees-Manier Oh, in the Sky zum Besten gab. Dweezil Zappa präsentierte diese Gesangsleistung mit trockenem Humor als „Adam Minkoff & the Penguins“ - *smile*.

Während dem 2.5-stündigem Konzert (!!) wurden nur Zappa-Lieder gespielt. Wer sich nun die Setliste zu Gemüte zieht und auf den Namen The Mothers of Invention stösst, fragt sich als Nicht-Zappa-Kenner was diese amerikanische Band mit Zappa zu tun hat. Dazu muss man wissen, dass Frank Zappa von 1964 bis 1976 auch als Komponist in dieser Band agierte. Sein Schaffensdrang wurde nicht mit seiner eigenen Band ausgefüllt.

Es war ein grossartiges und trotz der Länge ein abwechslungsreiches Konzert mit einer Vielzahl an Höhepunkten. Trotz der Komplexität klatschte, tanzte oder sang das Publikum mit. Wem dies gelingt, hat alles richtig gemacht - so auch die Organisatoren mit der Besetzung für diesen Abend!

Setliste Dweezil Zappa (Sa, 28.07.2018, Stimmen Festival):

Intro: Purple Lagoon (Frank Zappa)

Andy (Frank Zappa), Lonely Little Girl (Frank Zappa), Flakes (Frank Zappa), Fifty-Fifty (Frank Zappa), Call Any Vegetable (Frank Zappa), Tell Me You Love Me (Frank Zappa), Absolutely Free (The Mothers of Invention), Dog Breath (Frank Zappa), Dog Meat (Frank Zappa), Sleep Napkins (Frank Zappa), The Black Page #1 (Frank Zappa), The Black Page #2 (Frank Zappa), Pygmy Twylyte (Frank Zappa), King Kong (The Mothers of Invention), Suzy Creamcheese (Frank Zappa), Cocaine Decisions (Frank Zappa), Drowning Witch (Frank Zappa), Sleeping In a Jar (Frank Zappa), Florentine Pogen (The Mothers of Invention), Zoot Allures (Frank Zappa), Don’t Eat the Yellow Snow (Frank Zappa), Uncle Remus (Frank Zappa), Oh, In The Sky (Frank Zappa), Cosmik Debris (Frank Zappa)

Bonus: This Town Is a Sealed Tuna Sandwich (Frank Zappa), Keep It Greasy (Frank Zappa), Cheepnis (Frank Zappa), Son of Orange County (Frank Zappa), Trouble Every Day (The Mothers of Invention)

Photos/Text: Daniel Strub

Veranstalter : Stimmen Festival