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Event Pics - Legendary Concert: Black Sabbath In Zürich (20.06.2014)

Metallische Kultnacht oder was Uhu-Geräusche im Hallenstadion verloren haben

Im Rahmen Ihrer 13-Tour machte die Legende Black Sabbath Halt in der Limmatstadt. Vor ausverkaufter Kulisse (13000 Besucher) liessen die Mitbegründer des Heavy Metal am Freitagabend, 20. Juni 2014, nach mehr als ein Jahrzehnt Abstinenz auf hiesigen Konzertbühnen, Ihre Musik auf die Massen wirken.

Als Support dabei waren die Mitgründer der Grunge-Bewegung, die Band Soundgarden aus Seattle.

 

Soundgarden

Zeit: 19.47 – 20.43 (56 min)

Im Vorfeld freute ich mich enorm Sänger Chris Cornell nach seinem sensationellen Solo-Auftritt an der letztjährigen Baloise-Session wieder zu sehen. Damals kam seine Stimme, welche nur durch die Gitarre begleitet wurde, grandios rüber. Wie ist es nun wenn die Urformation rockt? Um Viertel vor Acht war es dann soweit, die Grunger von Soundgarden legten mit Searching With My Good Eye Closed vom 91’er Album Badmotorfinger  im Hallenstadion los. Oh Gott, welch ein Ar*** sass denn da an den Reglern, der Sound war mit Basel nicht zu vergleichen – richtig mies. Zuerst hatte ich bedauern mit den Leuten, die nicht rechtzeitig im Hallenstadion waren, aber beim ersten Song haben Sie nun gar nichts verpasst. Mit den Folgesongs Spoonman (20 Jahre Jubiläum des Albums Superunknown) und Rust Cage wurde der Sound und auch die Stimmung besser, jedoch fühlte ich mich während dem ganzen Set wie auf einer Achterbahn. Bei den groovigen Nummern mit eher tieferer Stimmlage war Soundgarden wie in früheren Zeiten, aber bei Weiteren kam der schlechte Soundmix wieder zum Tragen und Cornell’s Stimme war in höheren Lagen chaotisch. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal solche Zeilen über Chris Cornell schreiben müsste! Dies drückte natürlich auf die Stimmung. Waren bei Rusty Cage noch die Hälfte der Leute im Saal am Jubeln und Klatschen, kam knapp im Golden Circle-Bereich (Viertel der Hallenfläche, direkt vor der Bühne) Stimmung auf. Bis auf ein Grüppchen Unentwegter, die sich lautstark und mit Ihren Händen bemerkbar machten, riss es niemanden vom Sockel. Beim Hit Black Hole Sun liessen ein paar Fans die Feuerzeuge kreisen. Dies verdeutlicht der schlechte Auftritt der Band aus Seattle. Als wenige Höhepunkte, wenn man sie wirklich so bezeichnen kann, sind die groovigen, stimmlich tieflagigen My Wave und Fell On Black Days zu werten. Es war toll Soundgarden in der Originalbesetzung zu sehen, aber wenn dies der Tour-Standard war, den wir gestern vorgesetzt bekamen, dann hätte man gleich nur zum Hauptact kommen können. Sehr, sehr schade – meine Enttäuschung war mir nach dem Gig vermutlich ins Gesicht geschrieben.

Setliste Soundgarden:

Searching With My Good Eye Closed, Spoonman, Rusty Cage, Outshined, Black Hole Sun, My Wave, The Day I Tried To Live, Jesus Christ Pose, Fell on Black Days, 4th of July

 

Black Sabbath

Zeit: 21.03 – 23.01 (118 min)

Die Stimmung unter den Fans war trotz der bisher mageren Kost gut und es gab Konzertbesucher welche sich in der Pause per Polonaise einen Weg durch die Fans bahnten. Während der Umbauphase verdeckte ein Vorhang das Treiben auf der Bühne. Nach der schwachen Performance vom Support wurde ich umso mehr von Black Sabbath überrascht! Zwischen Black Sabbath und Soundgarden lagen zwar vom Alter 15 Jahre, aber die britischen Urväter des Metal hatten in allen Belangen mehr zu bieten als die „jüngeren“ Grunger. Kurz nach Neun Uhr ging’s dann los. Wie aus dem Nichts erklang die Stimme („Let me Hear you“) von Shouter Ozzy Osbourne und das Licht wurde gedimmt. Danach war das Licht im Publikumsbereich ganz weg und zu Sirenenklang und roten, beweglichen Scheinwerfern kam der Headliner auf die Bühne. „Let me see every f**ing hand“ wurde man standesgemäss vom Madman begrüsst. Mit War Pigs eröffneten die Briten Ozzy Osbourne (Bühnenmitte, Vox), Geezer Butler (linke Bühnenseite, Bass), Tony Iommi (rechte Bühnenseite, Gitarre) und der Amerikaner Tommy Clufetos (thronend über den drei Vorderleuten in der Bühnenmitte am Schlagzeug) Ihr Set. Die Bühne an sich war schlicht gehalten, heisst keine grossen Aufbauten und Firlefanz, sondern aufs Wesentliche beschränkt. Im Hintergrund war eine grosse Videoleinwand (Live-Bilder und Videoeinspielungen) umrandet von Scheinwerfern, links und rechts davon wurde das typische Black Sabbath-Markenzeichen vom fallenden Engel eingeblendet und auf der Bühne selbst befand sich eine imposante Boxenwand mit demselben Logo oder Kreuzen bestückt. Bereits beim ersten Song spürte man dass die Band, besonders Ihr Aktivposten Ozzy, gut drauf waren. Die Live-Bilder von der Videoleinwand zeigten einen immer wieder teils diabolisch grinsenden Frontmann. Die beiden andern Gründungsmitglieder waren im Verhältnis geradezu ruhig. Genau dies war eine Überraschung. Ich erwartete anhand des Videomaterials von vergangenen Konzerten einen abgehalfterten Rockstar der sich kaum bewegt, doch Ozzy belehrte eines Besseren. Bereits bei War Pigs lief er die Bühne im Eiltempo ab, befeuchtete ein ums andere Mal mit Wasser aus extra bereitgestellten Kübeln die Fans in den vordersten Reihen und war immer bedacht die grossartige Stimmung mit Ansagen und Aufforderungen zu halten. „Come on“, „Are you having fun“, „1,2,3 Yeah“, „ I love you all“, Go f***ing crazy“ und sehr oft bedankte er sich nach dem Applaus der Massen mit „God bless you“. Sein Schalk kam dabei auch zum Tragen. So schrie er vor dem Lied Dirty Women „I can’t f***ing hear you“ und als das Publikum entsprechend laut antwortete kam gleich ein verschmitztes „Now, OK“ über seine Lippen. Den Vogel schoss er jedoch mit seinen Uhu-Geräuschen ab. Beim ersten Mal dachte ich das war ein Fehler der Soundanlage bis der Fürst der Dunkelheit eingeblendet wurde als er wieder einen solchen Laut von sich gab – grossartiger Running Gag! Ozzy hat es ja mit Tieren, aber ich dachte dies beschränkte sich auf Hunde und Fledermäuse. Dem Typ verzeiht man, dass er nicht mehr treffsicher singt oder ab und an seine Sätze verhaspelt. Hey, it’s Ozzy – it’s rock’n’roll – es sind lebende Legenden von über Sechzig Jahren auf der Bühne. Ein grossartiger Entertainer ist er. Er hat die Massen im Griff, ob er wie wild am Mikrophon mit den Beinen strampelt, sich nach einem Schluck Wasser gleich den halben Eimer über die Rübe leert, auf den Knien sich bedankt oder die Fans zum Armeschwingen animiert. Es war grossartige Unterhaltung – ein Typ mit grossem Herzen, den man am Liebsten knuddeln möchte. Halt was sein strapazierter Körper hergibt. Auf Ozzy ist zwar der Fokus gerichtet, aber er vergisst nie die Band einzubeziehen. Nebst dem hatte schliesslich jeder Musiker seine Möglichkeiten sich solo zu präsentieren. Butler zeichnete sich aus bei N.I.B.,  die schwarze Eminenz Iommi profilierte sich durch die sehr gute Songauswahl immer wieder mit Soli und Schlagzeuger und einziges Nicht-Gründungsmitglied Clufetos (optisch wie von den Siebzigern Jahren direkt importiert) ist mit einem präzisen Schlagwerk ausgestattet. Die breite Masse konnte sich davon während des Solo beim Stück Rat Salad überzeugen. Das Instrumental war mitunter durch das Drum-Solo einer der Höhepunkte der Show. Die Interaktion mit dem Publikum durch die Schlagfolge, die Verfeinerung des Drum-Beats mit Glockenspiel und die visuelle Umsetzung auf der Videoleinwand war grossartig und sorgte für eine Riesenstimmung.

Der Fokus der Songauswahl war mit 4 Songs auf das aktuelle Album 13 (VÖ: 2013) und mit 5 Songs auf Paranoid (zweites Album; VÖ: 1970) gerichtet. Es wurde allgemein viel Wert auf die ersten Alben gelegt. Wir sahen/hörten eine gute Reprise von einer der wichtigsten Bands des Metal. Meine Höhepunkte waren die Songs War Pigs, Age of Reason, Black Sabbath (schaurig-düstere Stimmung, flammender Hintergrund, Gänsehaut, tolles Mimik Spiel von Ozzy), das bereits erwähnte Rat Salad, N.I.B. und Children of the Grave. Den als Zugabe gespielten Song Paranoid habe ich leider nur gehört, muss aufgrund der Resonanz meiner Kritzel-Kollegen/innen eine enorme Stimmung verursacht haben.

Ich wäre gerne bereits Mitte der Siebziger an einem Konzert der Band gewesen, wie muss es damals abgegangen sein, wenn Black Sabbath heutzutage ein solches Konzert, wie dies am 20. Juni 2014 in Zürich, abliefern können?!? Ich verneige mich vor Euch!

Setliste Black Sabbath:

War Pigs, Into the Void, Under the Sun/Every Day Comes and Goes, Snowblind, Age of Reason, Black Sabbath, Behind the Wall of Sleep, N.I.B. (Vorspiel "Bassically" & Geezer Butler Solo), End of the Beginning, Fairies Wear Boots, Rat Salad (mit Ausschnitten von "Supernaut" & Drum Solo), Iron Man, God Is Dead?, Dirty Women, Children of the Grave

Bonus: Paranoid (mit Sabbath Bloody Sabbath intro)/Zeitgeist

 

Ein spezielles Dankeschön geht an Ian Keates der uns ein paar Bilder von Black Sabbath zur Verfügung gestellt hat – Merci, Ian!

 

Photos: Ian Keates (Tracks Magazine)

Text: Daniel Strub

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140620 Black Sabbath Zürich
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