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Event Pics - Robert Plant and Rodrigo y Gabriela at MJF (08.07.2014)

Blues und Classic Rock in Variationen einer Legende – Robert Plant gab sich die Ehre am MJF

Es ist jeweils ein Happening ein Konzert am Montreux Jazz Festival zu besuchen. Da ist das Drum herum genau so schön wie das eigentliche Konzert am Abend. Man kann sich gratis junge musikalische Talente im Music in the Park vor den Kongresszentrum ansehen, an den Gestaden des Lac Léman schlendern und sich an den unzähligen gastronomischen Ständen verköstigen lassen. Am Dienstag, 08. Juli 2013, war dies leider  wetterbedingt nur teilweise möglich. Bei 18°C, Regen und starkem Wind machte es nicht richtig Spass am See entlang zu gehen und der Park war bei weitem nicht so gut besucht wie an anderen Tagen. So verzog ich mich nach drinnen und hörte mich im Montreux Jazz Shop in die Interpreten des heutigen Abends rein. Für mich hiess dies die CD’s des Gitarrenduo Rodrigo y Gabriela und Robert Plant and the Sensational Space Shifters zu Gemüte zu führen. Neben dem fast ausverkauften Auditorium Strawinski, wo die beiden Bands auftraten, gibt es seit diesem bzw. letztem Jahr weitere Möglichkeiten sich musikalisch verwöhnen zu lassen. So treten Interpreten im erwähnten Music in the Park, dem Montreux Jazz Club, Montreux Jazz Lab, The Rock Cave und The Studio auf. So hätte man am Dienstagabend beispielsweise die Möglichkeit gehabt sich im Park die Basler Band The Blackberry Brandies anzusehen – die Qual der Wahl! Zu einem Besuch am MJF gehört eine gute Planung.

 

Rodrigo y Gabriela

Zeit :  20.00 – 21.14 (74 min)

Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk legte das mexikanische Gitarrenduo Rodrigo y Gabriela mit Wohnsitz Irland um Acht Uhr mit The Soundmaker vom aktuellen Album 9 Dead Alive los. Um nicht in einem einzigen akustischen Gitarrengewitter die Konzertbesucher zu strapazieren, benutzen Sie die Gitarrenkörper als virtuoses Percussion-Instrument. Dies benötigt noch mehr Hand – oder Fingerfertigkeit als ohnehin, aber groovt gewaltig und animiert gleich sich zu bewegen. Mitklatschen ist praktisch ein Muss bei diesen Klängen und wurde von den Fans gebührend praktiziert. Ihre Performance erinnert an ein Metal-Konzert. Dies kommt nicht von ungefähr, spielten Rodrigo Sanchez und Gabriela Quintero in der Thrash-Metal-Band Tierra Acida zu Beginn Ihres musikalischen Werdegangs. Optisch kommt diese Influenz vor allem bei Gabriela zum Vorschein. Sie drückte ab und an Ihre Gitarre stark an den Körper, begann zu hüpfen und bangte gleichzeitig – sehenswert! Rodrigo wirkte am Dienstagabend wie der ruhende Pol, obwohl auch er mit seiner Gitarre in die Knie ging und den Metaller nicht verleugnen konnte. So ist nicht weiter erstaunlich, dass Rodrigo y Gabriela auch beim Auftritt am MJF Ihre Interpretationen von Songs von Bands wie Metallica, Rage Against The Machine oder Stone Temple Pilots den Fans um die Ohren schmetterten. Verzichtet hätte ich auf das Cover von Stairway to Heaven, aufgrund der Tatsache das Robert Plant an selber Stelle eine Stunde später auftreten würde. Die Interpretation an sich war, wie auch Metallica’s Orion, erste Güteklasse. Rodrigo y Gabriela lassen weitgehend Ihre Musik sprechen, dass ist auch gut so, denn wenn Sie sprechen wirken Sie leicht nervös oder finden nicht die passenden Worte. Dies macht Sie zwar umso sympathischer, aber einer rein gesanglichen Karriere würde ich jedenfalls definitiv abraten. Rodrigos Gesang ist zwar nicht schlecht, aber kommt niemals an den hohen Standard Ihrer Fingerfertigkeit an der Gitarre heran, wie man speziell bei Ihren Soli feststellte oder bewiesen mit Tamacum als Schluss-Bouquet. Danach verabschiedeten sich die beiden Mexikaner unter riesigem Beifall von der Bühne. Somit ging auch Ihr zweiter Auftritt, nach Juli 2012, am MJF erfolgreich über die Bühne.

Setliste Rodrigo y Gabriela:

The Soundmaker, Santo Domingo, Diablo Rojo, Torito, Rodrigo Solo, Chac Mool, The Russian Messenger, Jam Bombtrack (Rage Against The Machine cover)/Orion (Metallica cover), Gabriela Solo, Fram, Jam Stairway to Heaven (Led Zeppelin cover)/Plush Stone Temple Pilots cover)/Creep (Radiohead cover), Hanuman, Tamacun

Outro: AC/DC For Those About To Rock

 

Robert Plant and the Sensational Space Shifters

Zeit:  21.53 – 23.27 (94 min)

Nach einer etwa halbstündigen Umbaupause und Beine vertreten war es soweit. Die lebende Legende Robert Plant trat mit seiner Band den Sensational Space Shifters auf. Herr Plant muss niemandem mehr etwas beweisen und könnte ein ruhiges Leben mit ab und an einem Auftritt, bei welchem er Led Zeppelin-Songs zum Besten gibt, vorziehen. Dies ist glücklicherweise nicht so. Robert Plant war und ist nach wie vor sehr innovativ und scheut sich nicht gänzlich andere Musikstile mit seinem geliebten Blues/Classic Rock zu mischen. Was bei anderen Musikern als Frevel angesehen wird, zieht Plant konsequent durch und ist darüber hinaus neben dem Erfolg auch sichtlich jung geblieben. Seine knapp 66 Jahre sieht man dem Engländer nicht an. Er bewegt sich natürlich nicht mehr wie ein Derwisch über die Bühne wie man dies von früheren Aufnahmen her kennt, aber zum alten Eisen gehört er noch längst nicht. Punkto Innovation und Auftreten kann sich manch ein Musiker eine Scheibe abschneiden! Seine Band, rekrutiert aus Bands wie Massive Attack, Memory Lane, Portishead und afrikanischen Legenden tun das Übrige beitragen. So begleiten Billy Fuller (Bass Gitarre), Dave Smith (Drums), John Baggott (Keyboard), Juldeh Camara (Ritti, Kologo), Justin Adams (Gitarre) und Liam Tyson (Gitarre) den Gesangsmeister auf der Tour. Natürlich war auch am Dienstagabend der Fokus auf Plant eingestellt, aber ein grossartiger Sänger kann nur mit einer guten Band funktionieren. Dies weiss Robert Plant und nahm sich ein ums andere Mal aus dem Mittelpunkt des Geschehens und stellte gleich zweimal während der 1½-stündigen Show seine Musiker mit einer kurzen Bio vor.

Robert Plant glänzte mit seiner facettenreichen Stimme. Mal rockig, mal gefühlvoll, mal energisch und dies jeweils auf den Punkt brachte Plant die Songs rüber. Je nach Lied griff er, wie auch ein paar seiner Mitmusiker, zur Handtrommel (PS: Danke Roger für den Hinweis!!) und gab den Rhythmus vor. Darüber hinaus punktete er mit seinen meist in Englisch und Französisch gehaltenen Ansagen. Seine Liebe zum Blues, die afrikanische Rhythmik und neues auszuprobieren sind drei essentielle Dinge in der Musik des Robert Plant. Und, was war mit dem Publikum? Bei den klassischen Led Zep-Songs gingen die Konzertbesucher sehr gut mit und bei anderen Stücken schien es, dass Sie von der Vielschichtigkeit der Songs regelrecht überrumpelt wurden und mehr am Staunen als am Mitklatschen waren. Beispielsweise wurde man beim zweiten Song, Tin Pan Valley, nur schon durch das hervorragend eingesetzte blaue Bühnenlicht und die anfänglich  schleppende Musik in eine mystische Stimmung versetzt um dann beim Refrain und weissem Strobo-Licht wieder aus der Haut zu fahren oder überrascht zu werden – Wow. Tin Pan Valley gehörte mit seiner ganzen Umsetzung zu den Highlights. Mit Spoonful von Howlin‘ Wolf ehrte Plant seinen (Blues)Helden und gleichzeitig brachte John Baggott auf seinem Keyboard neuzeitliche Klänge in den Song, ohne dass dies störte. Mit einem Einschlag an orientalischer Musik gipfelte der Song in eine Mitklatschnummer per excellence. Das buntgemischte Publikum vom Alt-Hippie bis zum Jungspund war begeistert. Solche Crossover-Sachen fanden sich praktisch in jedem Song. So bekam der Zeppelin-Klassiker Black Dog eine nordafrikanische Klangfarbe. Der Höhepunkt der Vermischung mehrere Stile fand sich an diesem Abend mit dem Lied Little Maggie. Der Song wird auf dem neuen Album Lullaby and…The Ceaseless Roar, welches, wie Plant präzisierte, am 8. September 2014 um Acht Uhr morgens erscheinen, dabei sein. Little Maggie begann als Bluegrass-Nummer mit viel Banjo-Einsatz und einer Art „afrikanischer Geige“ und endete in einem Blues/Trance-Mix. Dieser Mix ist gewagt, aber überzeugte live. So überraschten Robert Plant and the Sensational Space Shifters ein ums andere Mal an diesem Abend. Für ein paar Fans war dies Zuviel und sie verliessen vor Konzertende das Auditorium. Selber Schuld, denn so verpassten Sie den Höhepunkt mit einer grandiosen Version des Led Zeppelin-Klassikers Whola Lotta Love - ein bluesig, schleppendes Intro, frenetisch mitgegangen vom Publikum als man bei der Rockversion angelangt war, „Flying Hands“ durch Publikum und Robert Plant und gegen Ende mit tanzenden und jubelnden Fans. Nachdem verliess die Band für ein paar Minuten die Bühne um unter viel Applaus und der Erinnerungsrede an den verstorbenen Festivalgründer Claude Nobs mit zwei weiteren Songs den Abend zu beschliessen.

Robert Plant kam zwar nochmals auf die Bühne um mitzuteilen, dass die deutsche Fussballnationalmannschaft 5:0 gegen Brasilien vorne lag. Ich hielt dies für einen Witz von Ihm. Als er jedoch nach ein paar Sekunden mit dem Zwischenresultat von 6:0 auftauchte und sich mit „Ciao, i’m pregnant“ verabschiedete, checkte ich es auf meinem Smartphone und glaubte. Schade, dass die englischen Fussballer bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind, wie wäre Plant wohl an einem solchen Abend abgegangen *grins*.

Anhand der Vielfalt und Eindrücke der verschiedensten Instrumente, dem Gesang von Robert Plant und seinem Legendenstatus war dies, neben Black Sabbath und Dream Theater, das bisher beste Konzert-Erlebnis 2014.

Setliste Robert Plant and the Sensational Space Shifters:

Babe, I'm Gonna Leave You (Joan Baez cover), Tin Pan Valley, Spoonful (Howlin’ Wolf cover), Black Dog (Led Zeppelin song), Rainbow, Going to California (Led Zeppelin song), The Enchanter, Little Maggie, What Is and What Should Never Be (Led Zeppelin song), Fixin' to Die (Bukka White cover), Whole Lotta Love (Led Zeppelin song)

Bonus: Satan Your Kingdom Must Come Down ([traditional] cover), Rock & Roll (Led Zeppelin song)

 

Photos Rodrigo y Gabriela: Daniel Strub

Photos Robert Plant: Copyright by Lionel Flusin, Zur Verfügung gestellt durch Medienabteilung Montreux Jazz Festival

Text: Daniel Strub

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